mit Milch und Zucker

mit Milch und Zucker

Mit Milch und Zucker - Der Podcast bei dem wir mit Menschen Kaffee trinken, damit ihr sie kennenlernen könnt.

Rita - Leben und Überleben

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(06:32) Wir kannten uns, weil wir die gleichen Ärzte hatten.
(08:11) Es hat sich hingezogen und plötzlich sind immer mehr Symptome aufgetreten.
(08:42) Mit 19 habe ich einen Verein und eine Selbsthilfegruppe gegründet.
(09:01) Es sind meistens junge Patienten und Frauen, die nicht ernst genommen werden.
(09:47) Es hat 10 Reanimationen gebraucht, bis man draufgekommen ist, dass mein Gehirn vergisst, dem Körper zu sagen, dass er atmen soll.
(10:53) Sie hat zu mir gesagt, dass sie nicht wissen, ob ich auch mit der Operation überleben werde.
(10:59) Nach 2 Wochen Koma bin ich aufgewacht und hatte ein Tracheostoma.
(11:23) Mir wurde gesagt, dass niemand wüsste, ob meine Stimme zurückkommt, und dass Singen unmöglich sein wird.
(12:35) Meiner Mutter wurde gesagt, dass ich nicht mehr lebend aus dem Krankenhaus kommen werde.
(12:42) Das ist jetzt zwei Jahre her, ich hab‘s geschafft.
(13:41) Natürlich wünsche ich diese Momente niemandem, aber nachdem ich keine Wahl hatte, bin ich froh, dass ich das erlebt und überlebt hab.
(14:44) Ich bin mit meiner besten Freundin selber auf die Diagnose gekommen.
(15:30) Ich hätte mir eine frühere Diagnose gewünscht.
(17:49) Natürlich gibt's auch gute Ärzte.
(19:30) Sie macht Apnoetauchen und lernt das irgendwie.
(21:49) Du kannst dich nicht selber reanimieren.
(23:18) Ich hab ja die Zeit schon überlebt, von der mir gesagt wurde, ich werde sie nicht überleben.
(27:28) Ich habe durch meine Geschichte gelernt und versuche, das Erlernte weiterzugeben.
(28:26) Wenn man merkt, es wird immer kritischer mit der Krankheit, lernt man auch sich selbst zu helfen.
(34:45) Durch das Gesundheitssystem erlebt man sehr viel Frustration. Das geht dann auch einfach auf die Psyche.
(36:27) Kein Strom heißt keine Luft für mich.
(37:24) Natürlich gibt es Einschränkungen, aber ich versuche, mein Leben so zu leben, wie ich es gerne hätte.
(42:42) Manchmal würde ich gerne in unvoreingenommene Konversationen starten.
(44:01) Komische Kommentare kommen meist aus Unwissenheit.
(46:00) Eine Stärke, die mir von meinen Eltern mitgegeben wurde, ist, in jeder Situation etwas Lustiges zu finden.
(46:44) Lachen war nie ganz weg.
(47:00) Ich wünsche mir, dass ich die älteste Patientin mit dieser Erkrankung werde.
(51:48) Ich wäre gern der Mensch, den ich mir für mich gewünscht hätte.

Geburtstagsfolge ft Max Hammel

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(01:22) Ich habe mich quer durchgehört, was ihr so gemacht habt die letzten 6 Jahre. Man könnte es fast als Podcast Stalking bezeichnen.
(06:53) Was ist mit der Bibel passiert?
(07:10) Die Bibel war ein fettes Notizbuch.
(12:08) Ihr wählt Personen aus, die man als total sympathische Menschen kennenlernt.
(14:54) Die meisten Menschen wollen gleich die Welt verändern, ihr wollt mit eurem sozialen Umfeld engagen.
(16:29) Beim Hören von mit Milch und Zucker hat man das Gefühl, es sind Menschen, denen man jeden Moment auf der Straße begegnen könnte.
(20:35) Wenn man neue Menschen trifft und die erzählen, was sie machen, denkt man sich: Soll man die gleich in den Podcast einladen und was für Fragen könnte man stellen?
(21:42) Ich find's lustig, dass der Jingle in der ersten Folge 5 mal vorkommt.
(22:05) Wir haben immer gesagt, dass es wichtig ist, dass wir uns nicht zu wichtig nehmen.
(25:27) Man überlegt sich selten, wem man wirklich Danke sagen will.
(27:04) Aus knapp 300 Folgen mit Milch und Zucker nimmt man so viel mit.
(28:02) Es ist ein Privileg, dass sich 200 bis 300 Menschen Zeit genommen haben, ihre Geschichte bei mit Milch und Zucker zu erzählen.
(28:25) Unsere GästInnen haben uns auch etwas geschenkt, nämlich das Vertrauen, ihre Geschichte öffentlich zu machen.
(31:51) Wie schafft man es, so ein Projekt über 6 Jahre zusammenzuhalten.
(33:41) Aber was war vor Corona?
(35:45) Wir haben mit Milch und Zucker auch begonnen, weil wir etwas machen wollten, wo uns keiner reinredet.
(36:19) Am Beginn von „Mit Milch und Zucker“ gab es viele GästInnen die gesagt haben, dass es wie eine Therapiestunde war.
(40:32) Es ist besonders schön, dass es immer Menschen in unserem Umfeld gab, die uns geholfen haben.
(43:30) Solange der Kaffee aus Kaffeebohnen ist, nehmen wir jeden Kaffee.
(46:29) Wir haben gelernt, uns auf eine Geschichte einzulassen und folgen den GästInnen im Thema.
(47:46) Nicken hört man nicht im Podcast.
(52:12) Wir schauen immer noch darauf, dass Frauen und Männer als GästInnen ausgeglichen sind.
(54:29) Wenn ich Menschen in den Podcast einlade, fange ich damit an, dass es uns seit 6 Jahren gibt, wir ca. 300 Folgen gemacht haben und es legit ist.
(54:59) Es ist kein Interview, es ist ein Gespräch.
(55:42) Kettcar gehört zu unserer Freundschaft dazu.
(1:00:07) Einen Zoomtermin zwischen 3 Leuten auszumachen, ist einfacher als 3 Leute zur gleichen Zeit in den gleichen Raum zu bringen.
(1:01:08) Es ist eine gute Lehre wenn man etwas gemeinsam machen will, schafft mans.
(1:02:59) Der Schnitt wirds richten. Oder auch nicht.
(1:08:46) Mit Milch und Zucker kommt jetzt in die Volkschule.

Spritzer4Peace - Peace, Love and Spritzer

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(06:50) Wir hatten keinen tollen Kaffee in der WG.
(08:03) Das ist der grausigste Kaffee, weil das ist der, den man am dringendsten braucht.
(09:32) Wir haben uns ohnmächtig gefühlt und wollten etwas unternehmen.
(10:34) Es sollte nicht nur um den Frieden gehen, wir wollten auch etwas für unser Grätzl tun und den sozialen Frieden fördern.
(11:09) Was gibt es Schöneres im Sommer als einen Spritzer?
(13:00) Wir mussten uns überlegen: Wie soll das aussehen, was wollen wir ausschenken, was wollen wir verkaufen?
(14:17) Wir haben uns getroffen, diskutiert, weiterentwickelt und dann war das in drei Monaten aufgestellt und dieses Fest da.
(16:02) Im ersten Jahr waren wir noch naiv, da war alles möglich.
(18:05) Wir waren bei der ersten Veranstaltung vom Erfolg geküsst, sind dann damit ins nächste gestartet und haben dann Manches übersehen.
(19:53) Wir wollten im zweiten Event die Verantwortlichkeit aufteilen und haben mit dem Verein eine juristische Person gegründet.
(20:11) Wir sind jetzt nicht nur eine Ansammlung von WG-Mitgliedern und Freunden, sondern ein Verein und professionell.
(23:33) Es war ein gemütliches Miteinander.
(25:12) Im ersten Jahr ist nichts übriggeblieben, da haben wir sogar unseren WG-Wein geopfert.
(27:55) Dass wir uns gegenseitig pushen konnten, ist mitunter die beste Erfahrung.
(29:00) Es lohnt sich, das zu machen.
(33:20) Wir wollten den Fokus nicht nur ins Ausland legen, sondern auch ins Grätzel.
(37:45) Bei beiden Events war es einfach so arschknapp, dass es hingehaut hat, da kann man im Nachhinein drüber lachen.
(38:50) Die Leute, die da waren, fanden es gut, aber es stand auch pünktlich um 21:57 die Polizei bei uns.
(40:56) Wir stehen an einem Punkt, wo wir uns überlegen, wie wir gemeinsam weitermachen.
(41:45) Ein großes Spritzer4Peace mit tausend Leuten in den Weinbergen ist etwas, worüber wir oft gesprochen haben.
(42:20) Ich wünsch mir, dass ich immer etwas in meinem Laben habe, das mich so begeistert, wie die Arbeit an Spritzer4Peace.
(43:55) In fünf Jahren bereue ich hoffentlich nicht, aus Wien weggegangen zu sein.

Cornelius und Hemma - Calma Compania

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(04:28) Es war ein Abend in Wien in einer Wiener Bar.
(07:10) Ich hab mich und das Bett mit einem Moskitospray eingesprüht und bin am nächsten Tag aufgewacht mit einem Kater, als hätte ich drei Vodka-Flaschen getrunken.
(07:57) Ein Spray, das einerseits natürlich ist, aber auch gut riecht und einen gewissen Designanspruch hat.
(10:55) Ich hab angefangen in meiner kleinen Hexenküche, diese Sprays weiterzuproduzieren.
(11:20) Auf einem professionellen Level war es, als wir uns zusammengetan haben und es richtig in die Gänge gekommen ist.
(12:34) Deswegen hat es jetzt auch zweieinhalb Jahre gebraucht, obwohl der Plan war, das vielleicht in ein paar Wochen auf den Markt zu bringen.
(12:55) Es fühlt sich nicht nach Kompromiss an.
(13:37) Wenn wir beide nicht da wären, wäre bei uns beiden das Projekt im Sand verlaufen.
(17:07) Ich dachte mir immer: „Jaja, wegen dem Namen können wir später noch sprechen.“
(18:49) Man ist immer nur so stark wie die Summe der Menschen um sich herum. Da haben wir echt Glück gehabt.
(22:31) Wir finden den Austausch zwischen den Kulturen so wichtig, dass die Welt verbunden ist.
(24:11) Wenn mir jemand „Nein“ sagt, denke ich mir: „Na dann erst recht!“
(27:40) Das Ego muss man bei der Tür draußen lassen.
(28:50) Man darf sich was trauen und man kann sich auch ein bisschen zum Hampelmann machen.
(32:24) Das, was du konsumierst, hat Einfluss darauf, wie du dich fühlst, und da sehen wir uns in der Verantwortung.
(36:21) Man hat jede Flasche in der Hand gehabt und war dann richtig stolz drauf.
(38:16) Es ist witzig, Feedback kann man manchmal so gar nicht glauben und meint dann, die wollen nur höflich sein.
(39:16) Wenn man die Möglichkeit hat, ein Unternehmen zu starten, dann hat man auch die Verantwortung, gesellschaftlich etwas beizutragen.
(40:12) Die Gelse ist nach wie vor das tödlichste Tier der Welt.
(41:00) Wir finden Reisen extrem wichtig, sehen aber auch, dass es fette Probleme erzeugt.
(44:01) Gelsen sind echt nicht so witzige Tiere.
(45:11) Am Ende kannst du auch nicht mit einem brennenden Kaffeehaufen durch die Stadt gehen.
(46:09) Gelsen sind vielleicht für uns unnötig, aber es gibt nichts in der Natur, was keine Daseinsberechtigung hat.
(49:18) In fünf Jahren machen wir mit unseren Produkten die Welt einen Tick angenehmer.
(50:37) Das Ziel ist, dass in jedem Hotel, in dem wir uns wohl fühlen würden, dass da Calma Compania steht.
(50:53) An den Orten, an denen es Mosquitos gibt, gibt es uns auch und machen die Welt ein Stück angenehmer.

Sepp Schellhorn - Wie und wo kann man in Österreich etwas verändern?

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(04:57) Ich bin ja ein Kaffeejunkie.
(05:52) Irgendein Suchtpotenzial brauche ich noch, nachdem ich 2022 mit dem Rauchen aufgehört habe.
(06:28) Was uns mit Italien verbindet, ist, dass es manchmal so einen guten Kaffee gibt wie in Italien.
(08:57) Wenns ums Wirtshaus geht, reden wir von einer aussterbenden Spezies.
(10:41) In den Vereinslokalen herrscht kein Pluralismus.
(11:24) Das Wirtshaus ist vielschichtig.
(11:36) Wir brauchen Wirtshäuser, weil dort wurde noch zugehört. Wir haben es ausreden lassen und das Zuhören verlernt.
(11:49) Wenn ich jemanden nicht ausreden lasse, höre ich automatisch nicht zu. Weil ich ihn nicht ausreden lasse, grenze ich diese Person automatisch aus.
(12:45) Ich sehe gewisse Wirtshäuser als Seismografen, was in der Gesellschaft passiert.
(13:27) Für mich als Gastronom sind die Bierpreise in den letzten 2 Jahren um 43 % gestiegen, aber das Bier im Supermarkt kostet noch immer gleich viel.
(20:39) Trinkgeld wird derzeit nicht mehr, sondern umkämpfter.
(22:10) Bei Kreditkartenzahlung wird weniger Trinkgeld gegeben, und am wenigsten bei kontaktloser Bezahlung.
(22:59) Ein Wirtshaus ist ein Kommunikationszentrum.
(23:07) Ein Wirtshaus ist für alle sozialen Schichten da.
(23:10) Ein Wirtshaus ist dann da, wenn die anderen Freizeit haben.
(23:22) Ein Wirtshaus hat noch keinen reich gemacht.
(25:16) Der Wirt versucht Gerechtigkeit im Verständnis zu erlangen, warum sein Bierpreis nicht 1 Euro ist wie im Handel, sondern 5,30 Euro.
(26:11) Ich will den Menschen den Gedanken mitgeben, wie die Welt ohne Wirtshaus ausschauen würde.
(27:58) Gehts zum Wirten, der braucht euch einmal die Woche.
(29:05) Zur Wirtshauskultur gehören ein Tisch und ein Sessel dazu.
(29:09) Der Tisch im Wirtshaus ist die Kreidetafel, die Kommunikationsplattform von uns allen.
(30:17) Es wird nicht auf Gesundheit, Regionalität und Nachhaltigkeit gesetzt, und da ist die Politik verantwortlich, in der Raumordnung und der Landwirtschaftspolitik, die nur auf Masse setzt.
(32:19) Ich muss das Zuhören selber erst lernen.
(33:10) Ich glaube, wir vergessen oft, was uns Gespräche und Kommunikation bringen.
(34:31) Jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, dass es besser wird.
(34:44) Wählen zu gehen ist ein riesengroßer Beitrag, der nicht wehtut.
(34:51) Ein Kreuzerl zu machen ist ein großer Beitrag.
(35:39) Reflexionszeit ist uns nicht mehr gegeben.
(36:14) Gern machen muss man alles. Wenn mans ernst meint, muss man eine Passion dafür entwickelt haben.
(36:56) Manchmal ist es gut, alleine zu sein, beim Fenster hinauszuschauen und mit Begeisterung vor sich hin sinnzulosen.
(38:04) Ich war ein Profi in Telefonstreichen.
(39:30) Meine Bühne ist die politische.
(39:34) Meine Bühne ist, Interessen von Kunst und Kultur zu vertreten.
(40:30) Mein größtes Anliegen in der Politik ist es, dass meine MitarbeiterInnen 10 % mehr Netto verdienen.
(42:12) Mein Ziel ist es, die 12 Milliarden, die wir für das mehr netto vom Brutto brauchen, bei den Landeshauptleuten zu holen, weil dort das Geld verschissen wird.
(42:47) Ich habe eine Wunschposition: Sollten die NEOS in die Regierung kommen: Ich wäre wahnsinnig gerne der Zuständige, der mit den Landeshauptleuten verhandelt.
(43:46) Es braucht 10 Jahre, um die großen Reformen umzusetzen.
(45:31) Es gibt einiges, was besprochen werden kann, wo Geld hinausgeworfen wird.
(45:46) Wenn wir nicht gegen die Wand fahren wollen, müssen wir jetzt ansetzen.
(48:12) Wenn ich beim Billa eine Palette Bier kaufen würde und im Lokal verkaufen würde, würde es heißen: Ah, der Schellhorn macht was Schwarz.
(48:41) Mein Traumberuf ist nie in Erfüllung gegangen, Hubschrauberpilot zu sein.
(48:59) Es ist mein Traum, nie stehen zu bleiben, und das vollziehe ich.
(49:39) Stellt mir Fragen auf Instagram. Ich beantworte alle Fragen selber.
(49:46) Ich merke, dass das Zuhören und Antwort geben und auch Kommunizieren extrem wichtig sind, damit wir in eine bessere Zukunft gehen.

Judith Kohlenberger - Gegen die neue Härte

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(10:31) Ein kleiner Teil von mir denkt bei jedem Kaffee, den ich trinke, daran zurück, dass es ein Privileg ist, dass ich den Kaffee wieder trinken kann.
(11:49) Man gewöhnt sich an das hohe Level an Komfort und nimmt es als gegeben wahr.
(13:27) Fehlender Empathie ist eine fehlende Vorstellungskraft vorgelagert.
(17:17) Menschen werden fremder gemacht als sie eigentlich sind. Dies verhindert die Nähe zum anderen, die Zugewandtheit und das Durchlässigbleiben für das Schicksal des anderen.
(19:02) Wir schaffen es nicht mehr, uns an die Stelle jedes anderen zu denken.
(19:36) Wir müssen vom Abstrakten ins Konkrete gehen. Es braucht ein konkretes Gegenüber, ein Gesicht und eine Geschichte.
(20:56) Jede einzelne Person, die in Moria gesessen ist, hatte auch davor mal ein erfolgreiches und funktionierendes Berufs- und Familienleben.
(25:45) Zunehmend bin ich, weil ich zu Migration und Flucht forsche, nur mehr Projektionsfläche, und es ist auch egal, was ich konkret inhaltlich sage.
(30:05) Ich versuche, Menschen eine Basis zu geben, um zu eigenen Schlüssen zu kommen.
(30:34) Zahlen, Daten, Fakten und Studienergebnisse können nie beim Gegenüber zu einer Meinungsumkehr oder zum Überdenken der eigenen Position führen.
(30:44) Gefühle erreichen uns dort, wo es Fakten gar nicht hinschaffen.
(30:47) Es heißt nicht, dass wir Fakten nicht brauchen, aber die emotionale Ebene ist der Türöffner.
(32:20) Ich bin der Meinung, dass einige politische Akteure nicht die Lösung des Migrationsproblems wollen, sondern das Problem brauchen.
(38:43) Ich bin in diesem Feld unverbesserlich weil seit zehn Jahren rede ich mir den Mund fusselig und bin nicht kleinzukriegen.
(39:48) Gerade in rechten und rechtsextremen Kreisen sieht man, dass gerade der Antimigrationsdiskurs ganz stark an einen Anti-Eliten-Diskurs gekoppelt ist.
(41:04) Langzeitstudien zeigen deutlich, dass sich die Einstellung der Mehrheit der europäischen Bevölkerung zum Thema Migration und Flucht in den letzten 20 bis 30 Jahren immer mehr zum Positiven entwickelt hat.
(41:47) Der Kontrollverlust wird ganz stark suggeriert, indem man zum Beispiel Bilder hat von überlaufenen Camps und Zelten.
(43:10) Die Kämpfe, die man austrägt, sollte man weise auswählen.
(46:14) Wir sind in dieser reizüberfluteten Empörungsgesellschaft und da braucht es auch Ventile, und vor allem braucht es da leider Sündenböcke, und das sind oft geflüchtete Menschen.
(53:04) Man könnte positive Beispiele zeigen, gar nicht um negative zu übertünchen, aber um auch einen Ausweg und Lösungsansätze zu zeichnen.
(55:43) Ich glaube, das Wichtigste, was im Subtext passiert, ist die schleichende Dehumanisierung, also das Fremdermachen von gewissen Personengruppen.
(57:01) Rassismus ist nichts anderes als Dehumanisierung, es ist die Idee: „Der ist nicht in der gleichen Kategorie Mensch wie wir“.
(1:04:20) Die Emotionen sind der Türöffner, damit mich dann die Fakten auch wirklich erreichen. Da fehlt es uns momentan an guten Rezepten.
(1:12:56) Humor und Satire sind probate Mittel, gerade auch bei Populisten, weil damit sie sich schwer tun, und Populisten sind auch die, die keine Selbstironie haben.
(1:14:04) Kein Autokrat will sich selber als Karikatur sehen.
(1:15:05) Die Aufgabe von Kunst ist sowieso nur zu triggern und zu reizen.
(1:16:26) Nachrichtenvermeidung und mehr Konsum von sozialen Medien sind eine toxische Mischung.
(1:19:23) Was gerade jetzt wichtig wäre: Zumindest haben wir noch eine Gesprächsbasis und können uns darauf einigen, nicht einer Meinung zu sein.
(1:25:15) Ich glaube überhaupt, dass die Lüge das Thema ist, das als Bedrohung für die offene und tolerante Gesellschaft gesehen werden kann.
(1:26:51) Wenn wir uns irgendwann nicht mal mehr darauf einigen können, in welcher Wirklichkeit wir leben, wie wollen wir uns darauf einigen, wie wir diese Wirklichkeit besser gestalten.
(1:29:33) Wir haben auch Tendenzen, die in Richtung einer progressiveren, gleichberechtigteren Welt zeigen.

Stimmen aus Lesbos 4 - Doro Blancke

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Während der offiziellen Sommerpause haben wir die Mikrofone und Sendezeit an Doro Blancke weitergeben. Diese Podcastfolge wird Doro euch einen Einblick in die Arbeit der Flüchtlingshilfe auf Lesbos geben.

Die 4. Folge ist ein Gespräch zwischen Doro und Fayad. Fayad hat vor 2,5 Jahren Doro auf einer Reise nach Lesbos begleitet und ist geblieben um den Menschen zu helfen. Im Mai 2023 hat er gemeinsam mit der New York Times einen Bericht veröffentlicht, der illegale Deportationen, Entführungen und internationale Rechtsbrüche aufdeckt. Fayad hat maskierte Einheiten sowie die griechische Küstenwache gefilmt, wie sie geflüchtete Menschen entführen und an der türkischen Seegrenze auf Rettungsinseln aussetzen. Im Herbst 2023 hat er für diese Aufdeckungen den Paul-Weis-Preis erhalten, der von der Initiative Courage in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien für Verdienste um die Menschlichkeit verliehen wurde.

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Bericht zum Video von Fayad über die Pushback Praxis in Griechenland: https://www.profil.at/ausland/entfuehrung-von-fluechtlingen-auf-lesbos-hat-das-skandal-video-folgen/402461627
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Zitate aus dieser Podcastfolge:
(02:05) Du bist im Herbst 2020 nach Lesbos mitgekommen, um die Lage abzuchecken und hast sofort mitgearbeitet.
(03:18) Aus den 2 Wochen auf Lesbos sind 2,5 Jahre geworden.
(03:33) Ich hab sehr viel im und außerhalb des Camps auf Lesbos dokumentiert.
(04:26) Man kann nicht wegschauen, ohne zu helfen.
(05:46) Wir waren alle im Not- und Katastrophenmodus.
(06:07) Nachhaltig kann sich die Situation auf Lesbos nur verändern wenn sich politisch etwas ändert.
(06:51) Es sind politische Entscheidungen, welche Bedingungen es für Geflüchtete auf griechischen Inseln gibt, es liegt nur am politischen Willen, das es nicht passiert.
(09:10) Mir sind Autos ohne Kennzeichen mit verdunkelten Scheiben aufgefallen und auch irgendwann die Männer mit Sturmhauben und Kabelbindern am Gürtel.
(09:28) Oft bin ich zu Ankunftsorten gekommen und habe nur mehr Rucksäcke, Schuhe und Windeln gefunden.
(10:13) In der Extremsituation funktioniert man einfach nur mehr.
(13:19) Menschen werden zur Zeit nicht mehr von den griechischen Inseln von Maskierten entführt und von der Küstenwache deportiert.
(13:34) In der Praxis hat sich alles aufs Meer verlagert.
(13:38) Die griechische Küstenwache fängt die Menschen weit im griechischen Gewässer in der Europäischen Union ab und schmeißt sie auf Rettungsinseln im offenen Meer ab und überlässt sie ihrem Schicksal.
(13:57) Die türkische Küstenwache dokumentiert alles mit Fotos und Videos, und die kann sich jede/r ansehen.
(14:42) Die Europäische Union hat die griechische Regierung mit der Untersuchung dieser Verbrechen beauftragt.
(15:49) Das Video war nicht das Erste, das Verbrechen an der europäischen Außengrenze zeigt, aber jedes Video erhöht den Druck und die Möglichkeit für uns darüber zu reden.
(21:50) Danke, was ihr durch eure Spenden auf Lesbos möglich gemacht habt.

Stimmen aus Lesbos 3 - Doro Blancke

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Während der offiziellen Sommerpause haben wir die Mikrofone und Sendezeit an Doro Blancke weitergeben. Die nächsten 2 Podcastfolgen wird Doro euch einen Einblick in die Arbeit der Flüchtlingshilfe auf Lesbos geben.

Die 3. Folge ist ein Gespräch zwischen Doro und Omid. Omid kam von Afghanistan nach Griechenland und lebte in Moria. Von Moria kam er nach Österreich und holt hier gerade seinen Hauptschulabschluss nach und möchte anschliessend die Ausbildung zum Pflegeassistent machen.
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Zitate aus dieser Podcastfolge:
(02:41) Ich bin in Griechenland angekommen und war im Lager Moria.
(03:17) Das Lager war furchtbar.
(04:13) Im Winter haben wir keinen Strom und keine Heizung in der Nacht gehabt.
(04:47) Ich bin zu einer Organisation gegangen und wollte Englisch lernen, aber ich konnte nicht, weil ich nie in der Schule war.
(05:15) Ich habe mit Freiwilligen auf Lesbos Englisch gelernt und auch selber mit Youtube. Nach sechs Monaten konnte ich als freiwilliger Dolmetscher für Ärztinnen und Ärzte arbeiten.
(06:58) Als der Brand in Moria war, war ich nicht dort, aber alle meine Sachen sind verbrannt, auch ein Dokument mit meinem Geburtsdatum. Ich habe durch den Brand im Lager alles verloren.
(09:28) In Europa ist alles anders. Ich habe entschieden, dass ich nicht die gleiche Hautfarbe haben kann, aber ich etwas machen kann, was die Leute von Europa jeden Tag machen.
(13:08) Ich bin von Griechenland nach Traiskirchen gekommen, ich war ein Monat dort und dann bin ich nach Graz gekommen.
(13:52) In Graz haben mir die Leute, die ich in Griechenland kennengelernt habe, geholfen, Deutsch zu lernen.
(15:35) Ich habe begonnen, als Freiwilliger in einem Altenheim zu arbeiten.
(16:52) Ich habe gelernt, dass ich mich selber kümmern muss.
(17:14) Ich versuche immer das ich den Weg zu finden, aber es ist nicht immer einfach mit der Kultur und der Sprache.
(17:36) Jetzt mache ich gerade meinen Hauptschulabschluss. Wenn ich das schaffe, will ich unbedingt die Ausbildung zur Pflegeassistenz machen.
(19:25) Ich bin in Österreich in Sicherheit.

Stimmen aus Lesbos 2 - Doro Blancke

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Während der offiziellen Sommerpause haben wir die Mikrofone und Sendezeit an Doro Blancke weitergeben. Die nächsten vier Podcastfolgen wird Doro euch einen Einblick in die Arbeit der Flüchtlingshilfe auf Lesbos geben.

Die 2. Folge ist ein Gespräch zwischen Doro und einem Freund aus Somalia (Refugee).
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Zitate aus dieser Podcastfolge:
(02:33) I am from Somalia and I arrived in Lesbos in April 2021.
(03:20) I had two pushbacks.
(03:26) The pushback boat came, they beat us and try to take everything from us, phone, bags money everything.
(03:58) The man next to me was beaten with a stick until his forehead was bleeding.
(04:12) They put us on a small boat on the sea and the turkish coastguard saved us.
(07:20) I can survive.
(07:59) When I arrived in Lesbos I started to learn english.
(08:19) I focus on my dream to learn, because if you don't learn the language you can't to do anything.
(08:40) I am so happy that I am here and survive every day.
(11:46) In the camp there so many people and there is scabies.
(17:03) My dream is that one day I will live with my family.
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Stimmen aus Lesbos 1 - Doro Blancke

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Während der offiziellen Sommerpause haben wir die Mikrofone und Sendezeit an Doro Blancke weitergeben. Die nächsten vier Podcastfolgen wird Doro euch einen Einblick in die Arbeit der Flüchtlingshilfe auf Lesbos geben.

Die 1. Folge ist ein Gespräch zwischen Doro und Sophia Amprosi (Humanitarianworker).
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Zitate aus dieser Podcastfolge:
(02:28) Ich hab den Austausch mit dem Menschen lieben gelernt.
(02:42) Ich habe mit dazu entschieden im Dezember nochmal nach Lesbos zu kommen und bin seit dem bei der Doro und sehr glücklich, dass ich mit der Doro zusammenarbeiten kann.
(03:22) Natürlich sind die schlimmen Erfahrungen und Geschichten die man hört sehr überwältigend aber die Freundschaften und das Miteinander überwiegen.
(03:43) Das Community Building auf Lesbos ist unglaublich.
(04:20) Ich glaub, ich habe noch nie in einem Jahr so viele Sachen gelernt, nicht nur, was die Arbeit betrifft, sondern auch über andere Menschen und Kulturen.
(05:41) Viele Menschen, die hier auf der Insel ankommen und dann im Camp in diesen sehr, sehr, sehr dramatischen Umständen leben, deren erste Erfahrung mit europäischen Menschen ist nicht die positivste.
(05:57) Ich sehe es als meine Aufgabe, dieses Bild von Europa zu wandeln.
(07:15) Ich glaube, dass man die Situation hier viel humanitärer gestalten muss.
(07:20) Menschenrechte einhalten und die Basic Needs von Menschen erfüllen, sind die Basis, damit sich Menschen in die Gesellschaft integrieren können.
(08:43) Wir bereiten jede Woche ca 200 Wochennahrungspakete vor und verteilen die Pakete, wir geben Englischunterricht und wir machen Nachmittagsbetreuung für Kinder, deren afghanischer Vater Arbeit gefunden hat.
(11:35) An den europäischen Außengrenzen zu arbeiten macht sehr viel mit mir.
(11:43) Ich verspüre sehr viel Wut und Hilflosigkeit.
(12:21) Wir sind da, um Menschen zu helfen.
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Über diesen Podcast

Wir alle kennen Menschen die uns auf die eine oder andere Art beeindrucken. Menschen die eine Geschichte haben die erzählt werden muss. Manchmal ist sie lustig, manchmal traurig oder tragisch. Oft erkennen wir uns in anderen Geschichten wieder oder können etwas daraus lernen. Meistens aber bringen sie uns zum Nachdenken.

Wir wollen Menschen Raum geben, von sich zu erzählen und ihre Geschichte zu teilen.

Und alles beginnt bei Kaffee und Kuchen und mit der Frage:

Mit Milch und Zucker?

von und mit Christiane Koerner, Brenda Annerl

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